Düsseldorf · Seit Jahren machen sich die Fans der Düsseldorfer EG einmal pro Saison in einem Sonderzug zu einem Auswärtsspiel auf. Das könnte sich jedoch in der kommenden Spielzeit ändern. Denn neben der sportlich unklaren Situation des Eishockeyklubs macht dem Fanprojekt noch eine andere Sache schwer zu schaffen.
Von Bernd Schwickerath
An den Sonderzugfahrern lag es nicht, dass die Düsseldorfer EG die Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf dem letzten Platz beendet hat. Die Tour Mitte Januar in den Süden war sogar überaus erfolgreich. Die DEG gewann in der neuen Arena des EHC Red Bull München mit 4:1, feierte einen der wenigen gelungenen Tage der Saison. Überhaupt läuft es blendend, wenn sich Düsseldorfs Eishockeyfans einen Zug mieten, um ihr Team zu Hunderten bei einem Auswärtsspiel anzufeuern. „Von 14 Sonderzug-Spielen haben wir elf gewonnen“, sagt Andreas Vavaßeur vom Vorstand des Fanprojekts, das die Fahrten als eine Art Dachverband der DEG-Fans jedes Jahr organisiert.
Nun steht das aber in der Schwebe. Wie ja gerade alles rund um die DEG unklar ist. Geht es überhaupt weiter? Und wenn: Wo, wie und mit wem? Das gilt nun auch für die Sonderzüge. Seit Jahren sind die immer ein besonderer Tag im DEG-Kalender. Monatelang wird geplant, die Fahrt hallt dann meist noch Wochen nach – organisatorisch und einfach von den Erinnerungen her. Weil die Spiele ja meist gewonnen werden und die Rückfahrt dann eine stundenlange Party im Samba-Wagen ist.
Fanprojekt machte durch Sonderzüge Verlust
Vergangene Woche verkündete das Fanprojekt allerdings, dass es damit nun vorbei sein könnte. Und das liegt nicht nur daran, dass es die Planung erheblich erschwert, dass aktuell noch niemand weiß, in welchen Städten die DEG bald spielt. Da liegt auch an der Vergangenheit. Denn auch für das Fanprojekt sei das „eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen“ gewesen. Es sei an der Zeit, „unsere Arbeit zu hinterfragen und die Angebote (Auswärts-Tickets, Bus-Touren und Sonderzug) auf den Prüfstand zu stellen“.
Gerade die Sonderzüge bedeuten für die Ehrenamtler nicht nur Stress, dieses Jahr machten sie auch noch Verlust. Am Ende der München-Tour stand ein Minus von rund 8000 Euro. Für den eingetragenen Verein kaum zu stemmen. Das Problem war die geringe Teilnehmerzahl. Gerade mal 470 Fans fuhren mit. Bis November gab es so wenige Anmeldungen, dass gar ein Verlust von 15.000 Euro im Raum stand. „Schlaflose Nächte“ habe der Vorstand gehabt, erzählt Vavaßeur. Zumal eine Absage wegen der hohen Stornogebühren des Zuganbieters noch teurer gewesen wäre. Und viel besser wurde es auch in den Wochen danach nicht, die DEG verlor ja Spiel um Spiel – tat wenig dafür, damit mehr Leute Lust darauf haben, sie durchs halbe Land zu begleiten.
Info Elf Fanklubs gehören dem Fanprojekt an Fanprojekt Der Verein sieht sich als Sprachrohr und Dachverband der DEG-Fans. Aktuell sind elf komplette Fanklubs und noch mal etwas mehr als 140 Einzelpersonen darin organisiert. Düssi-Cup Am 23. August lädt das Fanprojekt zum Düssi-Cup mit Turnieren im Kleinfeldfußball und Tischeishockey. Danach gibt es eine Party mit Livemusik. |
Dass der Dome stets gut gefüllt war, änderte daran nichts. Eigentlich wäre die Rechnung ja einfach: Ein Zuschauerrekord bei Heimspielen sorgt dafür, dass auch auswärts mehr DEG-Fans dabei sind. Aber so sei das nicht. Wenn Fans über Aktionsspieltage wie „Schools Day“ oder „Club Day“ kämen, „bleibt da nicht viel für uns hängen“, sagt der Vorstand. „Da sind bestimmt Leute bei, die finden Eishockey dann gut und kommen wieder. Aber das sind nicht die, die dann 100 Euro bezahlen, um 25 Stunden mit uns durch die Gegend zu fahren.“
Fans kaufen Tickets, nehmen aber nicht an der Zugfahrt teil
Das galt dieses Jahr aber auch für Fans, die durchaus auswärts fahren. Insgesamt waren nämlich mehr als 800 Düsseldorfer in München, aber ein guter Teil davon kaufte sich beim Fanprojekt lediglich die Eintrittskarte für das Spiel und fuhr dann auf eigene Faust. Für das Fanprojekt doppelt ärgerlich, weil es mit den Auswärtstickets nur Aufwand hat. „Wir dürfen daran nichts verdienen, sonst müssten wir ein Gewerbe als Vorverkaufsstelle anmelden. Das kostet uns also nur Zeit“, sagt Vavaßeur.
Trotzdem bieten sie weiter Tickets an, bekommen Gruppenrabatte und sparen den Fans Geld. Und dennoch hätten sich „Erwartungshaltung und Umgangston“ gegenüber dem Fanprojekt in eine falsche Richtung entwickelt. „Teilweise sind die Leute echt frech“, sagt Vavaßeur – ohne ins Detail zu gehen. Oder es werden Tickets für Spiele oder Fahrten bestellt, aber dann nicht bezahlt. Dem Geld müsse man dann hinterherlaufen.
All das und die sportliche Krise hätten die Motivation nicht unbedingt gesteigert. Aber das könne bald wieder ganz anders aussehen. Wenn klar ist, wie es bei der DEG weitergeht, werde auch das Fanprojekt die Saison planen. Vielleicht gibt es dann auch wieder einen Sonderzug. Die Mannschaft würde sich freuen, sie gewinnt ja dann meistens.
(bs- lonn)